A day of listening

Thursday, March 3, 2022 (11:29)

“Attention should be paid to discordant points of view and voices that are “out of tune” or marginal, which highlight differences within the People of God; it is fundamental not to lose track of them, because the process of discernment could recognize them as prophetic voices that indicate what the Spirit is asking of the Church.” – Excerpt from the last #ForASynodalChurch newsletter (see also How to prepare the diocesan synthesis).

Here are some voices I heard today.

About the war in Ukraine

A friend and pastor wrote about the war in Ukraine:

“Das Wort Gottes lässt keinen Zweifel darüber, auf wessen Seite Gott in bewaffneten Konflikten steht: Den ersten Mörder Kain fragt er: “Wo ist dein Bruder Abel?” woraufhin der Täter sagt: “Soll ich meines Bruders Hüter sein?” (1. Mose 3). Es ist zynisch, wie am Ende der Kriegserklärung vor einer Woche die Schuld am Morden dem Opfer zugeschoben wurde. Das 5. Gebot ist ebenfalls eindeutig: “Du sollst nicht töten!” (2. Mose 20) Und unser Herr Jesus Christus sagt: “Selig sind die Friedfertigen, denn sie sollen Gottes Kinder heissen.” (Mt 5). Die menschenopfernde Verklärung des eigenen Landes ist Götzendienst, seine Kinder für diesen Götzen durchs Feuer gehen zu lassen “ist dem Herrn ein Greuel”. So war es in den Vierzigern in Deutschland und so wird es auch jetzt sein. Ich bitte Euch, jeden Tag um Frieden, um Umkehr von den Irrwegen und um die Erlösung vom Bösen, auch für die Täter, zu bitten.

His words “The Word of God leaves no doubt on which side God stands in case of armed conflict” made me react. I answered:

Diese deine Worte ließen mir keine Ruhe. Du hast keine Namen genannt, aber dein Urteil ist nicht zu überhören. Nimm das Folgende bloß nicht persönlich. Im Gegenteil: Danke für dieses brisante Beispiel zum Thema Synodalität.

“Ja klar: wer zur Waffe greift, der ist schuldig! Der ist immer der Böse!” Die gesamte westliche Welt ruft selbstsicher und empört nach dem Richter über Putin. Und selbst der Pastor sagt “Das Wort Gottes lässt keinen Zweifel darüber”.

Doch, das Wort Gottes lässt Zweifel darüber. Schon die alten Juden hatten die Regel “Du sollst nicht töten”, aber Jesus sagt dazu (Mt 5:21-24) “Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein (…)”

Auf wessen Seite Gott in bewaffneten Konflikten steht, wissen wir nicht. Wir wissen, dass wir es nicht wissen. Also Vorsicht beim Urteilen. Gottes Urteil kommt erst ganz am Ende, und so weit sind wir noch nicht.

Es könnte sein, dass Putin der Welt etwas Wichtiges zu sagen hat und nur ausrastet, weil er nicht gehört wird. Was könnte das sein? Was führt ihn so weit zu sagen “I have no choice”? Mir scheint, dass es mit internationalen Gesetzen und dem westlichen Wirtschaftssystem zu tun hat. Dass damit irgendwas nicht stimmt, darüber sind wir uns doch einig, oder?

Wenn ich mit ihm in der Sauna säße, würde ich sagen “Lieber Vladimir, kannst du das, was du zu sagen hast, nicht auch ohne Waffen sagen? Jetzt sollten wir uns beide beruhigen und dann gemeinsam nochmal versuchen zu formulieren, was dich stört. Denn offenbar hast du uns was Wichtiges zu sagen.”

And he replied:

Danke für Deinen sympathischen, freundlichen und friedensstiftenden Brief! Du hast die Bergpredigt und die Seligpreisungen gelesen und befolgst sie, das ist eine große Freude! Ich würde selbst gerne mit Putin in der Sauna sitzen, und ihn genau das fragen. Gottes Liebe gilt auch den Tätern, das macht die Kainsgeschichte ja auch schon klar, Kain wird verstoßen, aber nicht getötet, er bleibt unter Gottes Schutz. Ich weiß nicht, was seine Beweggründe sind, ob “edle” oder “niedere”. Du hast es aber eigentlich ganz richtig verstanden: Mir geht es nicht um den Täter oder die Täter, sondern um die Tat– und obgleich Gottes Gnade in Christus auch den Tätern aller Seiten gilt, ist die Tat eine entsetzliche, weil sie ungezählte Menschen in Leid und Unglück stürzt. Mich hat zudem der Zynismus erschreckt, der aus den Worten klang. Der Papst sagt ganz richtig, dass der Krieg immer ein Durchfallen der Menschheit ist. Der luth. Bischof der Ukraine, Pavlo Shvartz hat dazu aufgerufen, für Frieden zu beten, den Flüchtenden zu helfen, gemeindliche Arbeit zu tun und nicht zu vergessen, dass auch auf unkrainischer Seite Fehler gemacht worden sind. Davon bin ich überzeugt, allerdings sagt Gott zu Kain: “Du aber herrsche über die Sünde!” Es gibt immer eine andere Wahl als Krieg.

Das Geschehene kann nur Gott ungeschehen machen und das letzte Urteil obliegt ihm, aber ich bete heute, dass es nun gelingt, weitere Eskalation zu verhindern und dass ein tragfähiger Kompromiss ausgehandelt wird. Ich bete zu dem Gott, der Bögen zerbricht und Spieße zerschellen lässt um Frieden und um Schutz des Lebens, dass er sich erhebe (Ps 68, haben wir Sonntag gesungen) und Frieden schaffe.

Later I asked a very different friend, a Russian-speaking Estonian, for his opinion about the situation in Ukraine. I asked because I guessed that his opinion differs from the current mainstream in Europe. He answered:

It is depressing to see that a fratricidal war is taking place in Ukraine. I myself am half Ukrainian (on my mother’s side). To see Ukrainians and Russians slaughter one another over political disagreement is unpleasant to say the least. However, unlike our crazy and brainless media, I do not blame Russia for the fact of war. The situation is much more complicated than the simple “black and white” theory. The question that we all must ask ourselves is “who benefits from the war?”

It should be clear by now that the purpose of NATO’s presence in countries bordering Russia is not to secure and guarantee the independence and sovereignty of those countries, but rather to destabilize Russia. If the NATO truly cared about Ukraine’s safety and sovereignty, then it would militarily interfere and come to Ukraine’s rescue. But, as can be clearly seen, the NATO stands by and “enjoys the show” while imposing sanctions against Russia (which is not going to stop Russia’s military campaign). Sanctions will only harm ordinary Russian businesses and citizens. They will not save Ukraine from the invasion. The NATO is basically using Ukraine as a means of destabilizing Russia. Ukraine has thus fallen victim not only to bloody military activity, but also to NATO’s selfish ambitions. Russia has been expressing concerns about NATO’s expansion eastward for years and yet the NATO has ignored all the warning signs. Biden could have prevented the war simply by stating that they have no intent of including Ukraine in the NATO.

Of course I fully disagree with the second paragraph. But we knew already before that our opinions differ considerably, and our different opinions were never an obstacle for dialogue. They are rather the contrary: they are the reason of our dialogue. And note that I fully agree with his first paragraph. Isn’t this great? We advanced because he spoke clearly. We can now say that we disagree about “the purpose of NATO’s presence in countries bordering Russia”. That’s much more than before.

Note that at least I am not motivated to dive deeper into the question “What to do in Ukraine?”. Fortunately I don’t need to decide anything. I just mention these very different thoughts here because they have to do with synodality.

About the media industry

Another topic that has to do with synodality, and which my friend mentioned en passant, is “our crazy and brainless media”. The next two voices I happened to hear were also about this:

Praeguse peavoolumeedia on täiestei õudne propaganda. Need asjad mis nad teevad, see ei ole aus ajakirjandus. Selle alternatiiv on sotsiaalmeedia, levila.ee, rahvameedia.ee jne. Näiteks Varro Vooglaid sattus vaktsiinivastaste eeskõnelejaks ilma, et ta oleks seda tahtnud. Konstantin Pätsi ajal pandi vangi neid, kes teda kritiseerisid (vabsid). NETSi (nakkushaiguste ennetamise ja tõrje seadus) kaudu on valitsus muutunud täielikuks diktaatoriks. Mingi jõud püüab meid kõik orjadeks muuta. Sellel jõul pole nimi ja seda ei saa kindlaks määrata, mõned nimetavad seda Saataniks.

Varro Vooglaid’s reproaches to a journalist are an illustration of how media industry can cause disorder:

Kas see on professionaalne ja aus ajakirjandus, Elo Mõttus-Leppik? Kui sa mulle reedel helistasid ja küsisid, kas oleksin nõus kulutama oma aega, et sulle kommentaar anda, siis vastasin, et olen nõus seda tegema lugupidamisest sinu vastu, olgugi et soovi Postimehega suhelda ei ole. Aga mida sina teed? Sulatad oma saates kokku meie korraldatud meeleavalduse ja Kremli pildid, lisades sinna peale suurelt Putini näo. Ja samal ajal jätad saatest välja minu poolt sulle kaamera ees antud sõnaselge ja ühemõttelise kinnituse, et meie tegevusel ei ole Venemaaga absoluutselt mitte mingit pistmist ning kõik, kes väidavad või vihjavad vastupidist, lihtsalt laimavad. Just samuti jätad välja minu kriitika sinu enda kolleegide (Sander Punamäe) suhtes, kes mind alusetult Venemaaga seostavad. Eks sa otsustad ise, kuidas oma asju teed, aga niimoodi tegutsedes ei kvalifitseeru sa ausa inimese ega professionaalse ajakirjanikuna. Hea seegi, et saatesse jõudis KaPo pressiesindaja kinnitus, et meil reaalselt ei ole Venemaa võimuringkondadega mitte mingeid seoseid. (via Facebook 2022-03-03 11:30)

About the greedy giants

And here is a third topic. Another friend of mine had fallen sick for a longer period, and his employer had tried to get rid of him more quickly than the German laws allow. I don’t publish his email for confidentiality reasons, but here is my summary and comment:

Ja. Eine Firma mit mehr als 10 Angestellten darf nicht einfach einen davon kündigen bloß weil er krank geworden ist. Wenn jemand Jahre lang treu für eine Firma gearbeitet hat und dann möglicherweise für längere Zeit krank wird, dann hat die Firma eine moralische –und in Deutschland glücklicherweise auch juristisch geregelte– Verpflichtung.

Dein Fall ist ein Beispiel dafür, dass Firmen per definitionem gewissenlose Geizhälse sind. Das ist übrigens nicht die “Schuld” des Geschäftsführers! Verzeih dem bitte! Denn der tut ja auch nur seine Pflicht, die darin besteht, mit allen “legal erlaubten” Mitteln den Gewinn der Eigentümer zu vergrößern. Einen langfristig erkrankten und deshalb nicht mehr profitablen Mitarbeiter muss ein guter Manager möglichst kostengünstig “loswerden” (sonst wird er selber gekündigt und durch jemanden ersetzt, der seine Pflicht besser erledigt). In deinem Fall hat der GF zu hoch gepokert und verloren, dank deiner Hartnäckigkeit und dank des gut funktionierenden Gerichtssystems in Deutschland.

In Bangladesh arbeiten Menschen 10 oder 12 Stunden pro Tag und 6 oder gar 7 Tage die Woche für einen Monatslohn von umgerechnet 50€, (Quelle). Der bangladeschische Staat ist noch jung und schwach, und machtlos gegen die gewissenlosen Geizhälse (die Privatfirmen).

His reply to this: Andererseits fallen auch erhebliche Steuern in die Hände des Staates, wenn Firmen gut und gewinnorientiert arbeiten. Vor allem so ein junger Staat schielt dann auf die $$$ mehr als auf das Sozialrecht. Wenn man dann auch die Mentalität in diesen Länder kennt, den hohen Anaphabethismus, die gewollte und auch akzeptierte Unterdrückung von Frauen und Kindern, teilweise auch religiös begründet, logisch dass dies dann ausgeschöpft wird… wir wollen ja auch unsere Kleidung billig kaufen. Im Grunde haben wir Konsumenten eine bestimmte moralische Macht. Doch auch hier muss die Mehrheit der Leute auf den Inhalt des Portemonnaies achten…

Wo liegt die Schuld für solch himmelsschreiende Ungerechtigkeit? Man kann das Ganze einen moralischen Unfall nennen. Das internationale liberal-kapitalistische System hat sich nun mal durchgesetzt und ermöglicht diese Ungerechtigkeit. Die Schuldigen sind wir alle, weil wir dieses Rechtssystem aufgebaut haben und vielleicht gar kein besseres finden wollen.

Kann es sein, dass Putin deshalb so wütend ist und wie ein kleines Kind um sich schlägt?

Prayer

Oh my God! Writing this blog post took me a full day of work! And it is only my little glimpse into reality (okay I admit that the last example did not happen in Estonia and I am doing more work than I am asked to do, but I guess that we could find such stories here as well). And I am to synthesize all this in my report! Help me! Teach us the way we must go and how we are to pursue it!